Interview Frau Riera

Frau Riera: Wie ist es dazu gekommen, dass Ihr Mann Miguel Riera die Firma gründete?

Frau Riera: In der Silvesternacht 1959 machte sich mein Mann auf den Weg nach Deutschland. Das Franco-Regime in Spanien bot damals nicht viele Chancen. Er landete tags darauf in Hanau bei Frankfurt am Main und ging anschließend nach Rettingen. In Hannover suchte die Firma Schmidding Mitarbeiter. Der perfekte Ort, um Hochdeutsch zu lernen. Also kam mein Mann im April 1960 nach Hannover. Als gelernter Elektriker erhielt er eine Stelle bei der Firma Schmidding als Betriebselektriker und zusätzlich eine Unterkunft.

Im selben Gebäude wohnte meine Schwester, so haben wir uns kennengelernt. Zwei Jahre darauf haben wir geheiratet. Als die Firma Arnold Diederich Miguel eine Anstellung in Ahlten anbot, sind wir dorthin umgezogen.

Um in Lüneburg die Meisterschule besuchen zu können, musste mein Mann die Gesellenprüfung wiederholen, denn die spanische Gesellenprüfung war damals in Deutschland nicht anerkannt. Mit Hilfe guter Mitmenschen hat alles glücklicherweise gut geklappt. So konnte mein Mann im Jahr 1968 seine Meisterprüfung ablegen.

Kurze Zeit darauf wurde in Ahlten das Rechenzentrum der Raiffeisen Genossenschaft erweitert; dort suchte man einen Elektromeister. Die Firma besaß zwar das Grundstück hier im Ort, hat dann aber doch eine Bebauung am Ortsrand vorgezogen. Als die Planung und der Umzug in das neue Gebäude abgeschlossen waren, hatten wir Lust, etwas Neues zu beginnen.

Den Grundstein für den heutigen Elektro-Handwerksbetrieb legten wir am 1. April 1972 mit der Anmietung eines ehemaligen Stallgebäudes in der Bahnhofstraße 11 in Ahlten. Mittlerweile heißt die Straße „Zur großen Freien“. Die Nutzungsfläche betrug gerade mal 33qm und bot Platz für eine kleine Werkstatt und einen Abstellraum. Die Änderung der Nutzungsart musste mein Mann sogar offiziell von der Gemeinde genehmigen lassen.

Gestartet sind wir mit nur einem Lehrling. Ich habe zu Beginn noch weiterhin beim Standesamt in Hannover gearbeitet. Später war ich dann die rechte Hand meines Mannes im Büro und übernahm die Buchhaltung. Meine Ausbildung zur Industriekauffrau kam mir dabei zugute.

An welche Meilensteine erinnern Sie sich gerne zurück?

Frau Riera: Als uns die Raiffeisen Genossenschaft das Grundstück, welches ursprünglich für das neue Rechenzentrum gedacht war, zum Kauf anbot, haben wir uns nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, es anzunehmen.

Daraufhin erhielten wir den Zuschlag für den Bau des Neuen Zentrums in Lehrte und übernahmen sämtliche Elektro- und Sanitärarbeiten. Unsere Firma wuchs auf 15 Angestellte heran. Es war im Übrigen schon zu unserer Zeit nicht so leicht, geeignete Fachkräfte zu finden.

Was waren Ihre größten Herausforderungen?

Frau Riera: Immer, wenn wir vor der Entscheidung standen, neue Investitionen zu tätigen und ein gewisses unternehmerisches Wagnis einzugehen, ging es um die Frage: „Wollen wir als Firma wachsen und uns weiterentwickeln?“ Im Grunde genommen also eine Sache des Mutes und der Risikobereitschaft.

Was haben Sie hieraus persönlich für sich gelernt?

Frau Riera: Menschlichkeit und gegenseitige Unterstützung spielen im Leben eine große Rolle. Es kommt nicht nur darauf an, welches Glück uns in verschiedenen Momenten widerfährt. Sondern es zählt noch mehr, was wir daraus machen.

Als Unternehmer-Ehepaar war es uns wichtig, dass wir uns immer aufeinander verlassen konnten. Zusammen bildeten wir ein gutes Team, wir ergänzten uns einfach gut. Ich bin dankbar für die schöne Zeit, welche wir im Laufe unserer 52-jähigen Ehe miteinander verbracht haben.

Was die Zusammenarbeit anbetrifft, so ist es unverzichtbar, alle wichtigen Entscheidungen gemeinsam zu treffen und offen für die die Ideen des Partners zu sein. So, als seien es die Eigenen. Der Respekt dem anderen gegenüber und Loyalität spielen in jeder Partnerschaft eine große Rolle.

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